Die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Euro-7-Norm für Autos, Transporter, Lkw und Busse treffen auf breite Kritik aus der Industrie. Es würde einem Verbot durch die Hintertür von Verbrennungsmotoren ab 2025 gleichkommen und seien verfrüht, so der Vorwurf des Verbands Deutscher Maschinenund Anlagenbau (VDMA).
Der VDMA – mit rund 3300 Mitgliedern der größte Industrieverband Europas - betont in seiner kürzlich veröffentlichten Stellungnahme zwar den essenziellen Beitrag, den die Abgasnorm Euro-7 leisten wird, jedoch sind die für 2025 angedachten verschärften Vorschriften ökologisch wie ökonomisch verfehlt, da sie das abrupte Ende des Verbrennungsmotors bedeuten würden. Laut Aussage des VDMAPräsidenten Karl Haeusgen ist der Einsatz effizienter Verbrennungsmotoren gerade in diesem Jahrzehnt wichtig, zumal sie mit eFuels in Sichtweite klimaneutral betrieben werden können und die Masse der Bestandsfahrzeuge klimafreundlicher machen. Ein abruptes Ende des Verbrennungsmotors für Pkw und Lkw würde nicht nur Innovation und Fortschritt in dieser Technologie verhindern, sondern indirekt auch die Versorgungssicherheit der Menschen in Europa gefährden. Darüber hinaus sei eine Absenkung der Abgaswerte auf dem geplanten Niveau unnötig, weil moderne Dieselmotoren bereits viel sauberer sind als vorgeschrieben. Nach Angaben des deutschen Umweltbundesamtes liegen die realen Emissionen eines Euro-6-Diesel-Pkw bei 40 mg/km, 50 Prozent unter dem aktuellen NOxGrenzwert. Damit liegen die Neufahrzeuge deutlich unter den aktuellen EULuftverschmutzungszielen. Zum anderen seien die EU-Pläne kontraproduktiv, weil sie den Klimaschutz ignorieren. Neben den technischen und ökologischen Problemen weist der VDMA außerdem auf die Gefahr des Stellenabbaus in der Automobil- und Zulieferindustrie hin. Stattdessen müssen Abgase und CO2- Emissionen mit Hilfe vieler verschiedener technologischer Neuentwicklungen reduziert werden. Der Einsatz von Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen auch bei Neufahrzeugen gehört ebenso dazu wie die weitere Optimierung des Verbrennungsmotors, der Einsatz der Brennstoffzellentechnologie und eine stark wachsende Zahl batteriebetriebener Fahrzeuge. Eine solche breit angelegte Modernisierung würde neben der Automobilindustrie auch Anwenderbranchen wie die Bau- und Landmaschinenhersteller in ihrem Transformationsprozess voranbringen. Ähnliche Kritik wurden auch vom Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA), dem Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) und dem Ausschuss der französischen Automobilhersteller (CCFA) vorgetragen.
Vor dem Hintergrund dieser lautstarken Kritik aus der Industrie beantwortete am 16. Februar 2021 Thierry Breton, EU-Kommissar für den Binnenmarkt, eine Anfrage von Harald Vilimsky (FPÖ/ID, AT) zu der geplanten Euro-7- Verordnung. Vilimsky hatte gefragt, ob die Kommission die Befürchtungen der Automobilindustrie teilt, dass Verbrennungsmotoren infolge der Euro-7- Einführung bereits 2025 abgeschafft werden und damit der stärkste Industriezweig Deutschlands zerstört werden könnte. Er fragte auch, ob der Kommission bekannt sei, dass die geforderten strengeren Grenzwerte technisch nicht machbar und daher nicht realistisch sind.
Kommissar Thierry Breton entgegnete den Fragen, dass die Arbeit an der künftigen Schadstoffnorm Euro 7 ein wichtiges Element der Arbeit der Kommission auf dem Weg zum emissionsfreien Verkehr ist, um die Gesundheit der Bürger und die Umwelt zu schützen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie zu stärken. Das Ziel der Kommission ist es, sicherzustellen, dass Verbrennungsmotoren mit der bestmöglichen Umweltleistung arbeiten. Dies wird auch dazu beitragen, das Vertrauen der Bürger in eine Automobilindustrie zurückzugewinnen, die ihre Gesundheit und die Umwelt schützt und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Um diese Arbeit zu unterstützen, hat die Kommission zwei Forschungsprojekte in Auftrag gegeben, um verschiedene Szenarien zu entwickeln. Diese Szenarien werden im Rahmen der Folgenabschätzung, die im zweiten Quartal 2021 abgeschlossen sein wird, weiter untersucht werden. Eine öffentliche und zwei gezielte Konsultationen haben bereits stattgefunden. Die Interessengruppen und die Mitgliedstaaten sind auch im Rahmen der Beratungsgruppe für Fahrzeug-Emissionsnormen eng in die Entwicklung von Euro 7 eingebunden. Die Kommission wird dann einen Legislativvorschlag vorlegen können, der sowohl Gesundheits- und Umweltaspekte als auch die technische Machbarkeit und die Kosten berücksichtigt.
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